Angedachte Rentenreform – Beschiss hoch drei
Schon wieder soll, nach Haushaltslage, eine Reform auf den Weg gebracht werden, die gleich schon so kompliziert angesetzt ist, damit ja nur niemand den Beschiss auf den ersten Blick erkennt. Jetzt werden WIR Alten sogar von einem sogenannten ‘Experten’ unter dem Oberbegriff WUTBÜRGER als notorische Nörgler abqualifiziert. Hiermit möchte ich mich im Namen aller für dieses ‘Prädikat’ bedanken.
Da ich als Beispiel erst einmal nur mich selbst hernehmen kann, werde ich an meinem eigenen Beispiel diesen Betrug versuchen aufzuzeigen.
Als ich 1962 nach acht Jahren Volksschule in die Arbeitswelt entlassen wurde, sollte ich Großhandelskaufmann lernen, was ich nach 14 Tagen durch Rauswurf sehr gerne beendete. Meine Eltern veranlassten danach die Unterbringung in deinem Erziehungsheim. Die ersten sechs Monate musste ich dort in der Landwirtschaft schuften, ohne Bezahlung. Als Taschengeld bekamen wir Insassen dort 3 Mark Taschengeld die Woche. Im November 1962 begann ich eine Lehre als Bau- und Möbelschreiner, mit 50 Mark im ersten Lehrjahr pro Monat, welche ich aber nicht in die Hand bekam, sondern weiterhin nur 3 Mark Taschengeld die Woche. Meine Lehrzeit endete ziemlich abrupt nach 2 Jahren, da ich echten Zoff mit meinem Lehrmeister bekam und ich rausflog.
Die Zeit bis zu meinem Abgang im Mai 1965 aus dem Heim wurde wieder mit der Landwirtschaft überbrückt, ohne Bezahlung. Nach diesem Abgang zog ich mit meinen Eltern nach Köln, fand schnell Arbeit als Küchenhelfer in der Mensa der Uni Köln, blieb dort 2 Monate und wechselte danach als Helfer und Bote in einem Zeitschriftenverlag. Mein Taschengeld betrug inzwischen 5 Mark die Woche, den Rest meines Lohns musste ich zuhause abliefern. Scheiße bauen war quasi vorprogrammiert und kam auch mit einer extremen Auseinandersetzung mit meinem Stiefvater. Ich verließ mein Zuhause mehr als überstürzt und trudelte ab in die Kriminalität. Die Konsequenzen waren bis 1971 insgesamt dreieinhalb Jahre Knast, in verschiedenen Zeitabständen abgesessen, zuletzt noch ein halbes Jahr (1971) in Landshut, denn zu diesem Zeitpunkt war ich schon nach München gezogen und hatte erste Kontakte durch Werner Herzog und Andere zur Filmindustrie.
Diese Branche erfordert ein besonders hohes Maß an Disziplin und wer dort versagt, bekommt selten bis gar nicht eine zweite Chance, ich habe immerhin 20 Jahre durchgehalten, für Sender oder Produktionen (z.B. viereinhalb Jahre in der Serie “Der Alte”) als Freelancer mit Lohnsteuerkarte gearbeitet und es gab nach 3 Wochen Drehzeit im Schnitt eine Woche Pause, die natürlich nicht bezahlt wurde. Bei den Sendern (BR, ZDF, NDR usw., später auch bei den Privaten) kamen Einsätze manchmal nur 5 bis 7 mal im Monat. Natürlich gab es auch schon mal bessere Monate, aber was da an Rücklagen zusammen kam, wurde in der auftragslosen Zeit wieder aufgefressen. Selbst bei einigen Spielfilmen fürs Kino habe ich gearbeitet, auch auf Karte, aber diese Drehzeiten bewegten sich im Zeitrahmen von 4 bis 6 Wochen und dann war wieder Warten angesagt. Dies habe ich genau 20 Jahre gemacht, die letzten 8 Jahre als freier Kameramann, bis dann die sogenannten billigeren Ostdeutschen Techniker ab 1990 auf den Markt kamen und UNSERE bisherigen Gagen quasi unterboten. Das ist kein Vorwurf, sondern einfach eine Tatsache. Arbeitszeiten zwischen 14 bis 16 Stunden waren eher die Regel, denn die Ausnahme. 1992 stieg ich aus der Branche aus, weil ich dass so nicht mehr mitmachen konnte. Reichtümer konnten da keine angehäuft werden und von privater Vorsorge war noch keine Spur vorhanden, den “die Rente ist sicher”, wurde von einem Herrn Blüm immer wieder verbreitet.
Ich bewarb mich zuerst mal als Briefträger in meinem Wohnort, habe aber sehr schnell festgestellt (nach 4 Wochen), dass dieser Job erstens saumäßig bezahlt wurde und ich das Pensum (ich war knapp 45) einfach nicht erfüllen konnte. Ich besann mich dann darauf, dass ich einiges mit dem Computer anfangen konnte, in diesem Bereich immer noch lernfähig war und so kam ich über eine Zeitarbeitsfirma zu einem technisch-wissenschaftlichen Verein (DVGW) in der Nähe meines Wohnortes. Dort hatte ich neun Monate sehr gut zu tun, lernte dabei auch noch ziemlich viel, nur zog der Verein dann nach Bonn und ich war erstmal wieder arbeitslos. Knapp 9 Monate lang, bis ich einen Job in einem Architekturbüro ergattern konnte und dort dreieinhalb Jahre arbeitete, bis die Firma durch eine Bau-Rezession 1997 pleite ging. Ich war inzwischen 50 Jahre alt.
Dem Himmel sei Dank in der damaligen Zeit für die Computer und die wenigen Supporter, die auf dem Markt waren damals. Dreieinhalb Jahre beim größten Konsumgüterhersteller (Procter&Gamble) und eineinhalb Jahre bei einem Reiseveranstalter (Thomas Cook) ließen meine Familie und mich noch einmal einigermaßen leben. 2002 war dann am 30. April endgültig Schluss mit Arbeit, Die Rezession schlug unerbittlich zu und mit 55 Jahren wollte sich zu dieser Zeit kein Arbeitgeber mehr belasten. Es folgten eine Scheidung, dass Sozialamt, ab 01.01.2005 das inzwischen ‘weltberühmte’ Harz IV und ab Oktober 2009 die Erwerbsminderungsrente, denn meine Knochen waren inzwischen so zerschlissen, dass ich mich heute nur mit Medikamenten und ständigen Schmerzen bewegen kann.
Meine sogenannte Rente beträgt zum jetzigen Zeitpunkt € 480,–.
Und jetzt kommt eine Frau von der Leyen und stellt Regeln auf, wie sie für diese sogenannten Gering-Rentner eine Reform durchführen will. Und irgend so ein Witzbold nennt uns Wutbürger.
Nicht nur ich persönlich, viele Andere haben für dieses Land geschuftet und gerackert und oft genug auch noch freudig, denn unsere Jobs und Berufe waren ja auch wichtig, wofür WIR keinen Dank erwarten, aber immerhin eine gerechte Anerkennung und eine menschenwürdige Behandlung. Und was bekommen WIR???
Einen Arschtritt hoch drei!
Zuerst einmal meine Hochachtung für das Statement aus der Vergangenheit… irgendwie spiegel ich mich da wieder, obwohl ich Bausjahr 1961 bin. Aber ich kenne die Form von Vergangenheit.
Heute interessiert niemanden mehr das Schicksal anderer, so ist unsere Welt geworden. Es geht nur noch um eines, Reiche reicher zu machen und Arme immer ärmer und sie abhängig zu machen von der Willkür des Staates.
Diese Anhängigkeit wurde langsam und dann mit einer Bombe durch Rot/Grün und der Agenda 2010 dann so richtig losgetreten. Und es gab damals schon diverse Foren, in denen ich versuchte den Menschen klar zu machen, auf was das ganze abzielt. Keiner wollte es glauben und auch heute sind die meisten nicht in der Lage, ihren Verstand zu benutzen.
“Die Renten sind sicher” sind genauso Lügen wie “Wir machen Reformen um die Beitragssätze zu senken”, oder, “es soll einfacher gehen mit der Bürokratie” usw. usw. usw. Alle die an der Macht und somit entscheiden durften, haben uns immer belogen und sie tun es heute noch ungenierter und noch offener.
Jedem sollte mittlerweile klar geworden sein, dass die Arbeitslosen in der BRD weit aus höher sind, als es uns die getürkten Statistiken erzählen wollen. Während man von geschätzten 6-7 Mio. ausgeht, stehen dem etwa 500 – 600 Tsd. offene Stellen gegenüber. Und ich habe nun die realen Arbeitslosen gering beschrieben, es wird sogar von bis zu 8 Mio. geredet und geschrieben.
So sieht unsere Realität aus. Gestern und auch heute. Man vertraute auf die, die man wählte und in den Bundestag schickte. Jahrelang hat man es gemacht, immer wieder blind das Kreuz an gleicher Stelle. Heute merkt man, selber in der Krise, was man für dieses System noch Wert ist. Nämlich nichts… und man muss sich beschimpfen lassen von den Volksvertretern als “Schmarotzer” oder Aussagen wie die von Herrn Müntfering seinerzeit “Wer nicht arbeitet, braucht nicht essen” usw. usw. usw. Wie ein roter Faden ziehen sich die Lügen und Ungerechtigkeiten durch die Jahre. Ob Arbeitslos, Arbeiter, Rentner … alle haben sie unter diesen Lügen nach wie vor zu leiden.
Mit deinem Alter wirst du sicherlich keinen Blumentopf mehr gewinnen. LEIDER. Ich selber bin Kraftfahrer und habe erst vor zwei Wochen meine Reha beendet. Eine Reha, die sich der Psyche widmen sollte, weil mich dieses System, die Art von Arbeitgebern mit dem Umgang seiner Angestellten und der Umgang unter Kollegen krank gemacht hat. Aber nicht nur das hat mich krank gemacht, sondern auch der Umstand, vom Menschen bei niedrigen Löhnen das meiste rauszupressen.
Menschen beginnen sich wertlos zu fühlen in dieser Welt. Ich kann nachvollziehen, wie es dir geht, wenn man so etwas hört. Leider sind es immer noch zu wenige, denn sonst würde hier eine Demo nach der anderen stattfinden. Stuttgart 21 ist wichtiger und der Ausstieg aus der Atomenergie…. aber auch nur weil es in Japan krachte. Sonst hätte sich keiner darum geschert. Parteien waren es, die damit ihr Geschäft machten und die “verblödeten” Menschen an die Urne brachten und auf die Straße. Das ist unsere heutige Welt.
Erstmal Danke. Leider ist es mir rein körperlich nicht mehr möglich, mit knapp 64 noch auf die Straße zu gehen. Immerhin kann ich noch tippen, denn meine Schrift von Hand würde selbst ich nicht mehr entziffern können (Parkinson). Aber mich mache insofern heute Dampf, weil ich es erstens schriftlich noch kann und zweitens versuche ich, wenigstens einige Leute noch zum nachdenken zu bringen. Dass dies auch garantiert viel belächelt wird, stört mich in keiner Weise, denn mich darf man erst abschreiben, wenn der Deckel geschlossen wird. Dafür ist der FIWUS da.
ja, wieder mal eine an bösartig- und hinterhältigkeit nicht zu überbietende “wohltat” der leydensursel.diese dame weiß sehr genau, daß niemand wegen 5 oder 50€ mehr im monat staatliche hilfe in anspruch nimmt, bzw nehmen wird, da er ja nicht nur gezwungen wird, vorher all seine ersparnisse sogar das häuschen, wenns hart kommt,zu verbrauchen, sondern auch noch alle seine kontobewegungen und lebensumstände staatlichen ämtern zugänglich zu machen.
und da ist der angedachte betrag von 850 €, also knapp über h4 niveau, genauso bemessen, daß sich ein grossteil der rentner hüten wird, diese “hilfe” in anspruch zu nehmen. schon heute ist es ja so, daß viele armutsrentner auf die grundsicherung, die sie vollends ausplündern und in die fänge der armutsverfolgungsbehörden bringen würde,verzichten und lieber bis zum tode schuften.
Es ist ein mutiger Post. Ich habe in der DDR ein Supergehalt gehabt. Dann kam die Wende. Habe mich immer gut über Wasser halten können mit einigen Zeiten der Arbeitslosigkeit zwischendurch, aber nur, weil wir den Osten verlassen haben. Bin chronisch krank, mit 58 arbeitslos geworden, mit 60 dann in Rente gegangen und habe eine Rente knapp über 700 EUR netto. Ich habe mein ganzes Leben lang gearbeitet. Wir haben zwar nicht so hoch im Westen verdient, aber es kam kontinuierlich Geld rein. Wir konnten immerhin noch sparen. Nun sage mir niemand, dass wir hätten Riestern können und 30 Jahre als Ostdeutscher sowieso nicht. Da waren wir noch DDR. Es ist eine Frechheit, was diese Tussi so von sich gibt.
Um einen Beitrag wie diesen zu schreiben, braucht es keinen Mut, trotzdem Danke.
Dein sogenanntes Schicksal beneide ich in keiner Weise, denn Dein Rentenstandart ist wahrscheinlich trotz des höheren Betrages wesentlich beschissener, denn Dein Erwerbseinkommen war gegenüber Unserem trotz Deiner Aussage ein Taschengeld und wirklich konsumieren war ja auch in der DDR nicht gerade berauschend.
Wenn Du Frau vdL ansprichst, so mußt Du Dir immer vor Augen halten, diese Frau hat von nichts eine Ahnung und ist ja als Ärztin nicht umsonst in die Politik gegangen, denn auf dem freien Arbeitsmarkt würde sie sich jetzt selbst mit Hartz IV rumschlagen müssen, denn in ihrem Beruf müsste sie ja richtig arbeiten und Leistung erbringen und dies traue ich heute den meisten Politikern einfach nicht mehr zu, denn diese sind inzwischen von uns ‘Normalsterblichen’ Galaxienweit entfernt.
Du musst mich nicht bemitleiden, aber Danke. Mein Vorteil war, dass ich zum Sparen gekommen bin und wir zu zweit sind, somit kommen wir gut über die Runden. Des Weiteren bin ich ein Konsummuffel, was viel Geld spart. Mir wird es dadurch sicherlich besser gehen als vielen auf H4 und vielen Niedrigrentnern. Diejenigen, die im Osten geblieben sind, die sind die total angesch…
hallo, “alter knacker”,
vielen dank fuer deine autobio in kurzform, meine rente wird nicht viel hoeher ausfallen – bin bald 57 jahre alt – die rente meiner freundin liegt auch unter 500 euro. zum sterben zuviel, zum leben ….
deine artikel sind klasse, leider kann ich selber ueber das tagesgeschehen in der politik nicht so gut schreiben, ich liege im poetischen abseits.
wir haben schon mal kurz miteinander kommuniziert, im februar war´s. wuerde mich freuen, wenn ich was von dir hoeren wuerde. ansonsten: halt die ohren steif. hab gut wetter – & lass deine wut wachsen wie grashalme, er ist die einzige waffe des armen.
gruss sutaio
*grinZ* Erstmal Danke. Wir sind insofern in Kontakt, da Du ja einen Blog schreibst, wenn ich nicht irre und ich den abonniert habe.
Was meine Wut angeht, die blüht und gedeiht. Manchmal habe ich ‘Sendepause’, aber durch die anderen Autoren werden solche Zwangspausen abgefangen und so entwickelt sich der FIWUS weiter und weiter und je mehr reaktorische Kommentare hier eingehen, umso lieber schreiben wir unsere Standpunkte und Meinungen.
Bis irgendwann wieder
Gruß AlterKnacker
Tja, “die Rente ist sicher”, aber nur auf Hartz4 Einheitsniveau!
Ich bin jetzt 47 Jahre, zur Zeit noch arbeitslos, werd demnächst mal wieder einen Hiwi-Job machen, damit ich das Geld für mein eigenes Projekt zusammenbekomme.
Wenn ich an die nächsten Jahre denke, dann wird mir bezüglich Rente ziemlich schlecht – Rentenrechner findet man ja im Internet dazu.
Leider hat das mit meinem Studium zu lange gedauert und damit fangen die Probleme schon an – selbst wenn ich jetzt super verdienen würde (was heute ja schon lange nicht mehr der Fall ist), komme ich später nur knapp über Hartz4 … schade, daß es damals noch kein Internet bzw. Zugang zum Internet so wie heute gab – dann wär mir so mancher Fehler erspart geblieben.
Vielen Dank für diese gut gelungene Website.
Genau so geht es mir eigentlich auch, aber an der Tatsache ist nun mal nichts mehr zu ändern.